Technische Artikel
Leistung von Homerecording-Systemen

Häufig hört man den Satz: "Modernes Digitalequpiment ermöglicht heute jedem Musiker, eigene Aufnahmen in höchster Qualität zu machen" - so liest man es auf jeder zweiten Webseite zum Thema Recording. Und weiter heißt es oftmals: "Mit dem heimischen Computer lassen sich perfekte Audioaufnahmen anfertigen, verlustfrei bearbeiten und anschließend auf CD bringen" - soweit die Theorie !

Hierzu muss jedoch festgestellt werden, dass diese Aussagen meist von Leuten stammen, die nicht über eine fundierte Ausbildung im Bereich Ton/Technik verfügen, wenig Vorstellung von den Notwendigkeiten und Fallstricken von Tonaufzeichnungen bzw. den psychoakustischen und physikalischen Randbedingungen des Gehörs und der sogenannten Signalkette besitzen !  Auch scheinen Ihnen die Restriktionen der Digitaltechnik und der Digitalisierung selbst sowie die zusätzlichen Probleme im Bereich der Signalübertragung im und um den Computer herum nicht immer bekannt zu sein:

Von Begriffen wie Quantisierungsrauschen, Artefakten durch Resampling und Jitterproblemen haben sie leider selten eine Vorstellung !

Objektiv gesehen besitzt man mit dem Rechner zunächst einmal lediglich einen preiswerten Datenspeicher, sofern man den Anschaffungspreis unter den Tisch fallen lässt. Im Weiteren ergibt sich die Möglichkeit, einmal gewonnene Daten quasi verlustfrei weiterzubearbeiten. Diese Betrachtung bezieht sich auf die Erfahrung, dass bei der kontinuierlichen Überspielung und Speicherung bei Analogequipment unnötig weitere Rauschanteile und Verzerrungen in Spiel kommen, was im Prinzip stimmt, jedoch bei hochwertiger Technik meist von geringer Bedeutung ist.

Von einem "vollwertigen Tonstudio", wie es bei manchen Softwareprodukten heißt, ist man hier noch weit entfernt, machen doch abseits der einfachen Möglichkeit der Datenbearbeitung in erster Linie die Mikrofone und die AD-Wandler samt zugehöriger Vorverstärker "die Musik". Ein Computer bietet gerade bezüglich der AD-Wandlung von Haus aus leider kaum Taugliches an. Die auf den Soundkarten verbauten Chips sind oft von einfacher Qualität. Führt man sich nun noch vor Augen, dass gerade in klassischen Produktionen oft recht wenig "bearbeitet" wird, so stellt sich direkt die Frage, nach dem Sinn der eingangs gestellten These :

Aufnahmegerechtes Analogequipment war ja auch VOR der hochgelobten Computer-Ära verfügbar, insofern hat sich durch das Hinzutreten der neuen Consumerprodukte für den anspruchsvollen Musiker eigentlich wenig geändert: Klanglich gleichwertiges Digitaleqipment ist sogar eher teuer - lediglich ein neues unteres Marktsegment wurde geschaffen. Diese in Fachkreisen z.T. als "Volksdigitaltechnik" titulierte Heimausstattung verführt aber offenkundig viele Musiker dazu, die Digitaltechnik als Generalproblemlöser und den Computer als das Mittel zur Tonaufzeichnung anzusehen. Im Weiteren wird sogar oft unnötig oder zu früh digitalisiert und damit sogar unbewusst Klangeinbussen hingenommen: Die Verwendung der Minidisk als Zwischenspeicher für hochwertige Musik ist ein "klingendes" Beispiel dafür. Objektiv gesehen sind mit vernüftigem Analogequipment sehr leicht bessere Aufnahmen zu erzielen, als mit einfacher (erschwinglicher) Digtaltechnik wie Minidisk, Consumerwandler und Soundkarten. Siehe dazu auch den Artikel: Qualität von Soundkarten.

Oft beobachtet man auch, dass die Verfügbarkeit der Rechenleistung und Bearbeitungsfunktionalität dazu verführt, eifrigen Gebrauch von Kompressoren, Equalizern, Excitern und vor Allem mäßig realistischen Hallalgorithmen zu machen - denn für irgendwas müssen die vielen Funktionen ja gut sein. Dass damit ein musikalisch sinnvolles Ergebnis erzielt wird, ist kaum zu erwarten. Oft wird die Qualität eher getrübt, als verbessert.

Einige weitere Probleme typischer Home-Digitaltechnik sind in diesem Artikel über AD-Wandlung diskutiert. Ferner gibt es hier noch einige Kaufempfehlungen zu Mikrofonen und einen Artikel über den Rauschanteil bei Mikros

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J.S. Stand April 2001

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